Tagebuch der Atlantiküberquerung
Sepp und Irene und Klaus, alles erfahrene Segler, begleiten uns für diese Überfahrt. Das heisst; 5 Personen für ca. 3 Wochen auf See = eine menge Proviant muss gebunkert werden!
Der Hafen San Miguel im Südosten von Teneriffa ist zwar nicht so hübsch gelegen, aber dafür ist das nahe Industrie- gebiet mit seinen Einkaufsmöglichkeiten sehr gut. 3 Supermärkte einen Gemüse-Früchte-Wochenmarkt und sogar einen Deutscher Bäcker mit wunderbarem Brot gibts hier.
Am 1. Dezember 2009 um 10.00 Uhr stechen wir in See und haben in der ersten Nacht Vollmond.
In den ersten 6 Tagen kommen wir gut voran, haben 940 sm (Ø 152 sm) zurückgelegt, was ca. 1/3 unserer Weg- strecke ist. Wir haben konstanten Wind um die 15 Knoten und werden mit 5-8 Knoten Fahrt in meist angenehmer See vorwärts geschoben. Seit 4 Tagen haben wir den Parasail gesetzt und ihn sogar ab der dritten Nacht stehen gelassen. 4 Tanker und 2 Fischerboote haben uns bis jetzt gekreuzt. Eins davon gefährlich nah! Mitten in der Nacht driftete ein Tanker auf die Casa Bianca zu, so dass Kurt ein Ausweichmanöver fahren musste.
Die drei Männer sind für die Nachtwache zuständig und haben ab 19.00 Uhr alle 3 Stunden Schichtwechsel. Dieser Turnus bewährt sich über die 3 Wochen sehr gut. Wir Frauen haben die Küche fest im Griff und Irene arbeitet bereits morgens wie ein Heinzelmännchen für die täglichen Gerichte an Bord. In der ersten Woche haben wir noch frisches Gemüse, Salat, Früchte und frisches Fleisch.
Per Kurzwellenfunk können wir mit dem Pactor die jeweilige Wetterlage abrufen und Geli (die Frau von Klaus), die zu Hause geblieben ist und den Kindern von Sepp und Irene nach Hause mailen.
Geli hat Klaus einen Adventskalender mitgegeben, so dass wir jeden Tag ein Päckchen aufmachen dürfen. Dies ist nebst den gemeinsamen Essen unser Tagesritual. Wir freuen uns jeden Tag über die Geschenke: Glücksschweinchen – Mutmacherpillen - für Klaus eine wasserdichte Minitasche - Minisalami vom deutschen Metzger – Caribbeantea - und am 6. Dezember! 5 Casa-Bianca T’shirts!
Eines morgens lag ein fliegender Fisch an Bord! Leider war er zu klein für ein Mittagessen ;-)
Am 7. Tag haben wir 1000 sm erreicht, 1 Woche hinter uns, 2 Wochen vor uns, den Parasail im Dauereinsatz. Alle lesen viel. Kurt ist Sudokusüchtig. Irene und Ich hören auch mal ein Hörspiel ab CD.
Immer um 9.00Uhr wird das Tages-Etmal im Logbuch eingetragen und auf der Seekarte der Kurs eingezeichnet. Die Cap Verden liegen nun hinter uns, das offene Meer vor uns.
Der Wind lässt laufend etwas nach. Die Etmals liegen nur noch um die 130 sm. Uns haben die Ø 150sm am Anfang besser gefallen. Am 10. Dezember ist Bergfest! Wir haben die Mitte unserer Strecke erreicht J. 1400 sm hinter und vor uns, und 5000 Meter Wasser unter uns! Gelis Adventskalender enthält Früchteriegel und Früchtebonbons. Ausser saure Orangen haben wir auch wirklich keine frischen Früchte mehr an Bord. Die letzten Tomaten werden verarbeitet und das erste Brot selber gebacken. Wir haben Gott sei Dank einen funktionierenden Wassermacher und können täglich auf der Badeplattform im Heck eine Freiluftdusche nehmen und unsere Wäsche waschen. Die Casa-Bianca sieht aus, wie wenn sie in Neapel stehen würde. Am morgen flattert uns jeweils die Wäsche um die Ohren.
Am 11. Dezember kreuzen wir wieder einmal einen Tanker, dem wir fast zuwinken können, so nahe fährt er an uns vorbei. Am 12. Dezember frischt es wieder mal auf und wir schaffen ein Etmal von 168 sm. Fast schon schnell, wie wir düsen ;-)! Unser Freund Roger meldet sich laufend aus Marbella und gibt uns auch noch seine Wetterdaten durch und erhält von uns jeweils die aktuellen Koordinaten. Zwischendurch spinnt der Computer, und man merkt, dass so eine funktionierende Kiste einem einige Sicherheit gibt. Dank GPS und E-Mail ist man halt vermeintlich mit der Welt verbunden. Aber wir haben ja ruhige See und mit dem Kat ist auch alles ok
Der erste Regenguss kommt, wir nähern uns also langsam der Karibik. Dann kommt Flaute. Parasail runter, zweite Fok rauf, zwischendurch Motor an. Wir sind mitten in einem Hoch. Sogar Speedometer und Tiefenmesser geben den Geist auf und wir haben noch knapp 1000 sm vor uns. 6-7 Knoten Wind. Das Gros gautscht hin und her. In der Nacht ein mühsames Geräusch, man schläft schlecht.
Am 15. Dezember begleiten uns Delfine und kurze Zeit später erblicken wir zwei Walpärchen. Kleine Pottwale von ca. 8 Meter Länge. Sie kreuzen uns und ziehen von dannen. Solche Begegnungen sind immer Höhepunkte auf dem Meer.
Zwei Wochen sind wir nun unterwegs, 2075 sm zurückgelegt und es wird immer wärmer. Am Tag sucht man auf dem Kat den Schatten, in der Nacht braucht es meist keine Decke mehr. Die Nächte sind sternenklar und die Männer sehen bei ihren Nachtwachen immer wieder Sternschnuppen. Die Sonnenuntergänge werden röter und röter. So alle 2 Tage kreuzen uns Tanker oder wir überholen einen anderen Segler.
Unser Speiseplan während den 3 Wochen ist recht abwechslungsreich. Klaus als Schwabe erhält sogar seine Käse- spätzle von Irene und später von mir als Schweizerin Käsenudeln. Da ist seine Welt so richtig in Ordnung. Ansonsten gibt’s: Gemüsewok mit Reis, Bratkartoffeln, Schnitzel, Randensalat, Torteloni, Tomatensalat, Gnioggi, frisches Gemüse, Büchsengemüse, Bratwurst, Knoblauchspaghetti, Rotkraut, Kartoffelstock, Risotto a fungi, Kartoffelsalat, Penne al Tonno, Nudelsalat, Linseneintopf, Erbsensuppe mit Wurst, zum Abendessen meist Jausen wie Brot , Käse, Salami, Eier etc.
Ab dem 16. Dezember meist nur noch Etmals von 125 sm. Die letzten Tage ziehen sich mental zäh dahin. Unsere Erwartung lag bei 18-20 Tage für die Überfahrt. Mit jeder Meile weniger, die wir pro Tag schaffen, rückt dieses Ziel in die Ferne. Noch 640 sm! Zwischendurch motoren wir. Was aber auch nervt, weil ja die Ruhe auf See so schön ist. Aber wir wollen bald mal ankommen. Am 17. Tag regnet es den ganzen Tag. Alles ist grau in grau. Die Stimmung irgendwie auch. Am 18. Dezember läuft es wieder etwas besser, Etmal 146 sm J. Am 19. Dezember motoren wir , dafür besuchen uns wieder ca. 15 Delfine. Sie springen und drehen Schrauben vor unseren beiden Bugen, ein schöner Anblick.
In der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember endlich Lichter am Horizont. Land in Sicht!! Dominica ist in Sichtweite. Am Montag, 21. Dezember 2010 um 10.00 Uhr lassen wir den Anker in der Prince Rupert Bay vor Portsmouth runter. Wir haben 2895 sm in 20 Tagen und 5 Stunden gemacht und sind alle froh und glücklich angekommen zu sein.