Reisebericht
Galapagos
Am 1. März kommen wir nach 6 Tagen Ueberfahrt in Galapagos auf der Insel Santa Cruz in der Academybucht in Ayora an. Die Bucht ist voll mit ARC-World Segelbooten. Sicher 20 Boote ankern hier und warten auf die gemeinsame Weiterfahrt am nächsten Tag Richtung Marquesas. Die Atlantic Rally Cruisers ist eine Organisation bei denen Weltumsegler in 1 ½ Jahren zusammen organisiert die Erde umrunden. Zu unserem Leidwesen sind dadurch alle Agenten die für das Ein- und Ausklarieren engagiert werden müssen, für die Rally eingesetzt und wir dürfen 2 Tage warten bis einer Zeit hat. Das heisst, wir hocken mit gehisster gelber Flagge an Bord und dürfen nicht von Bord! Was wir jedoch am Abend trotzdem machen, um den Ort zu besichtigen und etwas essen zu gehen. Zumindest hebt der gute Fisch in Kokossauce unsere Stimmung. Denn auch mit der Telefonleitung stimmt was nicht. Wir können alle drei keine SMS verschicken. Zwischendurch gelingt es uns wenige Worte in die Welt rauszuschicken, aber sonst geht nix. Wir sind völlig frustriert, so abhängig ist man heute halt von der Technik. Nach ein paar Tagen finden wir raus dass wir hier nur 5-Zeiler raussenden können, empfangen können wir jedoch alles. Das verstehe einer.
Nachdem unser Agent endlich mit den ersten 3 Beamten aufs Boot kommt und das Boot inspisziert und ein ellenlanger Fragebogen ausgefüllt wird, heisst es wieder warten. Es gibt noch 3 Termine: 1x soll einer unser Boot desinfizieren kommen (dafür kriegen wir dann ein schönes Certificado für 60 $), 1x soll jemand kommen und unser Bootsrümpfe (Unterwasser) kontrollieren (wenn die nicht i.O. sind, muss man 10 sm weg von der Insel ins offenen Meer und es von einem Taucher reinigen lassen (was einigen 2/3 der Boote von der ARC passiert ist). Gott sei Dank haben wir unser Antifouling vor einem Monat neu gestrichen. Dann werden die Pässe abgeholt, an einem anderen Tag werden sie wieder gebracht. Dann kommen wieder 3 Beamte der Umweltschutzbehörde und fragen uns Löcher in den Bauch, zum Teil natürlich die gleichen wie bereits die ersten drei Beamten. Sie machen Fotos von unserem Müllsystem an Bord (Kompost, Pet und restliches) von unseren Fenstern?!, vom Holdingtank für das Abwasser und wo und wie ich meine Putzmittel aufbewahre inklusive der Putzlappen. Alles wird genau dokumentiert….. und nun hängt in unserem Boot ein A5-Schild mit „ NO BOTAR BASURA AL MAR“ (keinen Müll ins Meer werfen) das uns abgegeben wird.
Bis dieses ganze Prozedere durch ist vergehen geschlagene 5 Tage und wir haben noch nichts ausser Ayora und die nahe Umgebung mit ein paar Riesenschildkröten gesehen! Immer ist man am Warten und kann das Boot nie für länger verlassen. In diesen Tagen werden an uns hunderte von Touristen in Schlauchbooten vorbei an Land zu Tagesausflügen gebracht. Galapagos wird im Jahr von über 200‘000 Touristen besucht. Alle werden in Kleinkreuzfahrtschiffen in 1 bis 7-Tagestouren zu den verschiedenen Inseln motort. Was das für die Umwelt bedeutet kann sich jeder selber ausrechnen. Und ob die auch so kompliziert einreisen müssen. Wohl kaum. Da kommen wir 4 Segler und werden dermassen auseinandergommen (zwar immer nett und höflich, aber trotzdem……).
Da wir uns ausser im Ort und der Nahumgebung, die nicht so viel hergibt, bewegen können, stürzen wir uns halt aufs Internet, um etwas mit zu Hause zu kommunizieren. Was nach 1 ½ Monaten Abwesenheit wohl in der heutigen Zeit zum Mensch gehört. Bei wenigen Restaurants an Land wird zwar free Wifi angeboten, die sind aber dermassen schwach, dass wenn einer es geschafft sich einzuloggen, die anderen keine Chance mehr haben, um auch noch reinzukommen. Im zweiten Anlauf finden wir einen Wifioperater der wenigstens einigermassen funktioniert. Wir mailen jedoch nur noch das was wir wirklich müssen.
Der Start in Galapagos ist für uns also nicht so geglückt und wir hoffen dass uns dann wenigstens die 4 Tagestouren zu verschiedenen Inseln, die wir buchen, entschädigen werden. Wir dürfen mit unserem Boot diese Bucht nicht verlassen und dürfen maximal 18 Tage bleiben (davon sind nun 5 Tage bereits um). Touristen die per Flugzeug anreisen dürfen 3 Monate bleiben, wo ist da nun wieder die Logik. Für 4 Personen und das Boot kostet uns das bereits fast 1200 $ (ohne die Ausflüge).Will man sich hier selber bewegen, darf man sowieso nicht ohne Tourguide an Land und die Kosten für all die Gebühren sind uns zu hoch, also haben wir diese Lösung gewählt.
In der Bucht vor Ayora schwimmen einzelne Seehunde, Adlerrochenh, kleine Schwarzspitzenhaie, Wasserschildkröten und Meeresechsen. Viele Pelikane sind am Fischen und stürzen sich immer wieder neben dem Kat ins Meer. Beim Fischverkäufer geht es ebenfalls hoch zu und her. Will man Fisch kaufen muss man sich mit Seehunden und Pelikanen anstellen. So ein Schauspiel haben wir alle noch nirgens gesehen. Die Ecuadorianer sind nette, freundlich Leute, hier ist alles sehr sauber und man sieht, dass an Land möglichst rücksichtsvoll mit der Umwelt umgegangen wird. Wir finden auch ein paar Läden die für unsere 3-wöchige Weiterfahrt zu den Marquesas nützlich sind. Zudem hat es einen kleinen Gemüsemarkt bei dem wir uns dann wieder mit Frischwaren eindecken können
Wir entscheiden uns für einzelne Tagestouren ab Santa Cruz, was sich im Nachhinein als Fehler erweist. Aber nachher ist man immer schlauer als vorher. Die Beratung in den vor Ort Agenturen ist nicht wirklich gut. Hauptsache sie verkaufen. 2 Touren sind wirklich sehr schön und sehenswert, die anderen beiden eher aufgeblasene Touren mit dem Hauptziel, dass die Touristen dann noch am Strand baden können. Bei der Hitze zwar hilfreich, aber wegen dem sind wir ja eigentlich nicht gekommen. Eine Führerin meint man sehe bei den Mehrtagestouren mehr Tiere. Aber eben dieser Tipp kommt leider etwas spät.
Wir haben schlussendlich Seelöwen, Pinguine, Riesenschildkröten und Leguane in schwarz, rot und orange gesehen, die Blaufusstölpel haben uns ihren Werbungstanz vorgeführt und die Fregattvögel ihre Hälse schön rot aufgeblasen um die Weibchen zu bezirzen. Mich haben die ersten Minihaie (30 cm bis über 1m) beim Schnorcheln gekreuzt.
Leider geht Annina hier von Bord. Da sie bei der Ueberfahrt nach Galapagos Seekrank wurde hat sie nun Respekt vor der 3-wöchigen Ueberfahrt. Schade schade, denn wir waren ein gutes 4er-Grüppli und sie hat mit Ihren Linsen, Bohnen, Hirse und weiteren Getreideprodukten inkl. viel Gemüse unsere eher einfache Küche abwechslungsreich gestaltet. So ziehen wir drei nach 5 Wochen zu dritt weiter. Der Gemüsemarkt wird noch ein letztes Mal besucht, so dass wir mindestens in der ersten Woche noch frisches Gemüse an Bord haben.
Dann heisst es wieder mal Leinen los und winke, winke Annina. Ich verdrücke wieder meine obligate Träne wenn jemand aussteigt und raus geht’s ins weite Meer. Über 3000 Seemeilen liegen vor uns. Morgen ist wieder mal Vollmond und wir nehmen nun bereits zum zweiten Mal eine grosse Strecke in Angriff. Mitten ins Herz der Südsee geht die Reise. Wenn wir am Schluss in Tahiti ankommen haben wir die halbe Welt umrundet! Aber noch ist es nicht soweit.