Reisebericht der 2. Karibiktour
Am 5. Januar fliegen wir nun zum zweiten Mal nach Grenada. Wir wollen diese Saison etwas höher in den Norden der kleinen Antillen. Ziel ist es bis nach Anguilla zu kommen.
Der Start verläuft nicht ganz wunschgemäss. Wir bleiben wegen diverser Reparaturen für drei Wochen in Grenada in der der Prickly Bay hängen. Die Ankerkette ist total verrostet und wir hoffen, dass wir in Grenada eine neue erhalten. Nach langem hin und her entscheiden wir uns dann weiter nördlich in Martinique, St. Lucia oder St. Martin zu schauen. Der Wassermacher ist trotz Reparatur immer noch nicht in Ordnung. Das Wasser ist immer noch etwas salzig. Auch da entscheiden wir uns nach längerem Überlegen, so loszufahren und unseren Wassertank immer mal wieder mit Süsswasser zu füllen. Und den Kauf einer neuen Membrane (Kosten 800 $) vor die Abreise nach Panama zu verschieben. Der neue Lazybag, den wir machen liessen ist zu eng! Der Segelmacher näht uns eine provisorische Abdeckung für diese Saison und wir bringen den Lazybag Ende Saison nochmals zurück grrrr…
Dafür lernen wir in diesen drei Wochen in der Prickly Bay rumhängen den Weltumsegler Ueli und viele weitere Segler kennen und tauschen uns etwas aus. Ende Januar geht’s dann endlich los. Wir segeln und ankern im letztjährigen Revier. Das ist fast wie heimkommen. Vertraut und angenehm. In St. Lucia treffen wir dann Esthi und Martin, die wir letztes Jahr in Union Island kennengelernt haben. Wir verbringen in der Rodney Bay eine schöne Woche zusammen. Machen einen Ausflug nach Castries und lernen viele weitere Segler kennen. Eine Woche der anderen Art. Apéro im Holzbein, eine Holzbeiz von einer Englenderin geführt, in der Marina, beim Inder. Kaffee und Kuchen bei Gerd und Sabine auf der Sturmvogel, getrocknetes Hirschfleich von Flims bei Brigitta und dem Jäger René auf der Tao, Spaghettiessen bei uns auf der Casa Bianca und die Krönung; einen all inclusive Tag im Hotel Sandals! Den ganzen Tag im Pool sitzen, Wein schlürfen, und zwischendurch Spearribs und Roastbeef essen ;-)
Danach geht’s mit super Wind und meist 7-10 Knoten Speet weiter nach Martinique, Dominica, Guadeloupe bis nach Antigua. Kurzfristig hat sich Matthias angemeldet und wir mussten „düsen“.
Am 22. Februar nahmen wir ihn in Antigua im Jolly Harbour an Bord, übernachteten in der Deep Bay und segelten wieder zügig nach Barbuda. Matthias liebt Karten und Navigieren. So dass er uns gleich am ersten Tag durch die heiklen Riffe so nah wie möglich an die Insel hinlotste. Viele Segler meiden Barbuda, aus Angst sie könnten auffahren. So lagen wir hier fast einsam nur mit einem Segelnachbar am Coca Point vor dieser Paradiesinsel. Rosa Strand und türkisblaues Wasser. Ein Stingray springt schnell wie ein Pfeil aus dem Wasser, Wahnsinn!
Am nächsten Ankerplatz, Palmetto Point vor der Corington Lagoon, fahren Kurt und Matthias nochmals an Land um auch diesen Teil der Insel zu erkunden. Beim Anlegemanöver erwischte sie jedoch die Brandung und das Dingi und sie flogen im hohen Bogen durch die Luft. Alles was nicht festgebunden war, flog ins Wasser. Auch die Sitzbank, sie verschwand auf nimmer wiedersehen. Vor allem ging danach der Motor nicht mehr. Also nix gemütlicher Landgang, sondern eifriger Versuch, noch vor dem Eindunkeln, den Motor zum Laufen zu bringen. Das wurde jedoch nichts und sie mussten mühsam gegen die Strömung zum Katamaran zurück paddeln.
Am nächsten Tag ging es nach St. Barth, dem St. Tropez der Karibik. Alles sehr hübsch bis nobel hier. Viele bunte Häuschen bis Villen und Luxusressorts und alles sehr französisch. Am Abend konnte man in Gustavia wunderbar essen gehen. Einen halben Tag haben wir einen offen Mini gemietet und diese kleine Insel erkundet. Die haben für die Flugzeuge eine dermassen kurze Landebahn, eingequetscht zwischen Meer und einem Hügel, dass man den Hut ziehen muss vor den Piloten…
Nächstes Ziel, St. Martin/Sint Maarten. Eine kleine Insel, die zur Hälfte französisch und zur Hälfte holländisch ist. Mit Zoll und allem! Hier liegen viele grossen Luxusjachten der Karibik und Segler in allen Preiskategorien gut geschützt in einem See. Die Crews flicken und putzen tagsüber die Boote, hängen am Abend in den Bars rum und warten auf ihren nächsten Einsatz. Hier erhält man alles an Schiffszubehör, was ein Segelboot- und Motorjachtbesitzerherz begehrt. Und auch wir haben hier dann endlich unsere Kette erhalten. Ansonsten hat es uns hier nicht sonderlich gefallen. Leider ist auch das Wetter nicht so gut. Eher kühl und windig und immer wieder Regen. Ich hab fast zu wenig T'shirts und Jäggli für dieses Klima dabei.
Nun segeln wir nach Anguilla, unserem diesjährigen Revierziel. Eine Sandinsel mit vielen Buchten. Vor einigen Jahren noch recht unberührt, wurde auch hier wacker gebaut. Auf den Klippen stehen viele Villen an bester Lage. Wir ankern in der Crocus Bay, wo wir auch einklarieren müssen. Am langen Sandstrand öffnen hier am Abend einige Restaurants in allen Preislagen. Vorgelagert liegen diverse kleine Paradiesinselchen mit kleinen Riffen, die wir in den nächsten Tagen ansteuern. Sandy Island, Prickly Pear Cays und Dog Island. Mit dem Dingi muss man sich jeweils einen Weg durch eine Riffpassage suchen. Nicht immer einfach, bei dem Wind der momentan vorherrscht, aber sehr lohnenswert. Das Wasser glasklar und türkis umgeben von diesem hellen Sand, einfach sehr schön.
Am 8. März sind wir wieder in Antigua, Crewwechsel ist angesagt. Matthias fliegt heim und Hebi und Simone kommen neu an Bord. Mit ihnen segeln wir nach St.Kitt, besuchen Basseterre und liegen in der White House Bay.
Segeln an Statia vorbei nochmals hoch nach Anguilla. Der Wind hat zum Leidwesen von Hebi nachgelassen, so dass er nicht so aktiv zum Segeln kommt wie sein Vorgänger. Wir müssen sogar zwischendurch motoren. Dafür freuen sich beide Gäste um so mehr ob den beiden paradiesinselchen Sandy Island und Dog Island. Es wird viel und gerne geschnorchelt und geschwommen. Die Sonne scheint und wir haben null Regen.
In St. Barth gehen wir in Gustavia wieder fein essen und machen unsere Einkäufe. Leider fällt Simone beim Ausstieg aus dem Dingi mitsamt ihrer Kamera ins Wasser. Das wird ein tränenreicher Abend, denn die Kamera ist futsch! Als wir gegen Mitternacht zum Kat zurückkommen erwartet uns ein schreiender, vollmondsüchtiger Franzose, der der Ansicht ist, wir hätten zu nah bei ihm geankert. Da wir nicht seiner Ansicht sind, kam er kurzerhand mit seinem Dingi rüber und hat Kurt tätlich angegriffen und zeriss ihm das T’shirt. Ein Kollege und seine Frau mussten ihn zurückhalten, bezahlten das T’shirt und zogen mit ihm ab. Der Ruhe wegen, ankerten wir noch mitten in der Nacht um. Am nächsten Tag haben wir den Rüppel jedoch bei der Polizei angezeigt. Danach nix wie weg in die Anse Colobier zum Schnorcheln. Da wurden wir für all die vorangegangenen Unannehmlichkeiten belohnt. Viele bunte Fische und Korallen, Rochen, Turtels…. Das Leben war wieder in Ordnung!
Am 20. März sind wir wieder in Antigua, segeln gemütlich Richtung English Harbour, springt doch tatsächlich ein Buckelwal aus dem Wasser macht eine Schraubbewegung und platscht wieder ins Wasser! Daneben ein zweiter Wal, wahrscheinlich das Weibchen, dem das Männchen Eindruck machen wollte. Toll war das! Der historische English Harbour war auch super. Schön restauriert und man kann sich beim Rundgang gut vorstellen, wie es hier noch vor über 100 Jahren zu und herging. Am zweiten Abend landeten hier zwei „Ruderer!“ aus England mit einem ca. 4-Meter Boot. Sie überquerten den Atlantik rudernd in zwei Monaten. Hatten unterwegs eine fast Kollision mit einem Tanker, dass es ihnen das Boot drehte und sie teilweise Proviant und weitere Dinge verloren. Nun standen sie gesund und munter im Kreise ihrer Familie noch etwas wackelig am Steg und freuten sich, dass sie dieses Abenteuer geschafft hatten. Zwei verrückte Jungs!
Unsere Gäste fliegen wieder heim und wir verlassen Antigua Richtung Guadeloupe. Auf der Überfahrt sprang nun ein zweites Mal ein Buckelwal gefährlich nah bei der Casa Bianca aus dem Wasser. Zwar phänomenal zum anschauen, aber definitiv zu nah für meinen Geschmack! Er kam noch 3x hoch, aber gottlob immer etwas weiter entfernt von uns. Touschiert ein Wal ein Boot unserer Grösse, wäre das Leck so gross, dass wir in Seenot kämen.
In Guadeloupe ankerten wir vor dem hübschen Ort Deshaies und machten von da aus mit einem Mietauto eine Tagestour durch die Insel. Der noch aktive Vulkan Soufrière war ruhig und friedlich und wir fuhren durch viel gebirgigen Regen-wald (Basse Terre), besuchten einen Karibikzoo und assen in St.Anne (hätte es nicht so viele Badetouristen) einem wunderschönen Strand, zu Mittag. Danach segelten wir weiter südlich zum Marinanatiolalpark von Jaques Cousteau Ilet à Goyaves und Point Malendur. Hier schnorchelten wir in wunderschönen Korallengärten, sahen Turtels, bunte Fischschwärme, Barracudas, vor denen sogar Kurt Respekt hatte, gelbe und silberne Flötenfische, Rochen, Ballon- und Trunkfische. Sehr lohnenswert!
Wieder mit idealen Windverhältnissen kamen wir auf Dominica in Portsmouth in der Prince Rupert Bay an. Diese Bucht war unser erster Kontakt mit der Karibik nach der Atlantiküberquerung vor einem Jahr. Weil Sonntag war organisierten die Boatboys am Abend ein BBQ mit Party am Strand für die Segler. Mit viel Rumpunsch intus, versuchten Kurt und ich im Sand einen Rock n‘ roll. Was aber nicht ganz klappte ;-)
Wieder in Martinique, kam nun Tina für drei Wochen an Bord. Sie freute sich endlich wieder mal Segeln zu können und unterstützte Kurt aktiv als Vorschoter. Als Frau kam sie immer mal wieder an ihre natürlichen Grenzen. Ein 12m Kat-amaran bei gutem Wind braucht auch mit der Winsch viel Kraft. Wir besuchten zusammen die Inseln St. Lucia, Bequia, Mustique, Tobago Cays, Mayreau, Union Island. Machten interessante Landgänge und schnorchelten immer wieder. In den Tobago Cays sahen wir sogar einen kompakten Fischschwarm, der sich im Kreis drehte. Und Patrik hat uns auf Mayreau einen obligaten Lobster grilliert. In Grenada angekommen, besuchten wir St.George mit seinem grossen Gemüse- und Gewürzmarkt und kauften im Fischmarkt ein riesiges Stück Tunfisch. Zuerst als Carpaccio und am nächsten Tag grilliert, war der absolut spitze. An ihrem Geburtstag war eine Inseltour angesagt. Besuch einer Muskatnussproduktion und einer alten Rumdestillerie und das Verarbeiten von Schokobohnen. Alles sehr interessant. Am letzten Abend von Tina, sassen wir in der Prickly Bay noch bei Ruth und George, Segler aus den USA, auf der Makaru bei einem Apéro und versuchten uns im Seeschneckenhorn blasen. Ein lustiger Abend…..
Wieder allein, treffen wir noch einige Abklärungen bezüglich einem neuen Bimini für die Casa Bianca. Diese Saison mit dem vielen Regen hat sich gezeigt; Wir brauchen dringend ein neues wasserdichtes und einfach handelbares Biminidach mit Seitenschutz. Zu guter letzt ist die Erkenntnis, Kurt baut sich das nächste Saison selber.
Wir liegen in dieser Zeit in der Prickly und Claks Court Bay, gehen am Mittwoch an den Friendshiptable in der Phare bleu Marina, am Freitag zum Calypso-Abend mit Pizza, essen am Samstag bei Jazzmusik im Big Fish und fahren mit dem Dingi am Sonntag zum Strand BBQ auf Hog Island. Lernen neue Segler kennen, wie z. B Sandra und Philippe, die auf ihren neuen Kühlschrank warten. Treffen immer wieder alte Bekannte, wie z.B. Brigitte und Walter. Man tauscht sich über die letzten Wochen und Monate aus. Sagt tschüss. Die einen packen wie wir zusammen und gehen den Sommer über heim nach Europa, andere beziehen ihr Winterquartier im Süden der Karibik und andere segeln teilweise nächste Saison weiter Richtung Panama. Es ist Abschlussstimmung. Anfang Mai haben wir es dann geschafft und die Casa Bianca steht gut „verpackt“ in der Spice Island Marina am trockenen und wir fliegen, wieder wie üblich, mit einer langen Arbeitsliste, bereits fürs nächste Jahr, nach Hause.