Moorea - Fakarava (Tuamotus)
Am Sonntag, 5. Juni, morgens um 7.00 Uhr lichten wir den Anker in Moorea und nehmen die Weg-strecke von ca. 48 Stunden in Angriff. Die ersten 30 Seemeilen müssen wir motoren, dann kommen wir unter Segeln gut voran. Es kommt wieder mal mehr Wind auf als angekündigt, jedoch ist die See fast ohne Wellen. In der Nacht hat es immer wieder Squalls (Böen), die mit ihren Wolken heftige Winde und Regen mitbringen. Kurt muss aufs Vorschiff und reffen (die Segel verkleinern). Sonst sind die Segel zu gross und bilden eine zu grosse Angriffsfläche für den böigen Wind, was gefährlich sein kann. Nicht dass wir noch kentern! Dann ist eine riesige Gewitterzelle im Anmarsch! Gefüllt mit Blitzen und Donner! Über eine halbe Stunde fegt sie mit 35 Knoten Wind (65 km/h) über uns hinweg, leuchtet immer wieder hell, als wenn es Tag wäre, dann kracht es und sintflutartiger Regen prasselt auf uns nieder. Wir sind mit einem Höllentempo bis zu 13,4Knoten unterwegs, das Boot schüttelt nur so und wir hoffen, dass kein Blitz runter kommt, der unsere ganzen elektronischen Geräte hops gehen lässt. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und bei uns alles wieder im normalen Bereich. Huch, nochmals Glück gehabt! Aber die Angst bleibt, dass uns nochmals so ein Ding erwischt. Schlägt ein Blitz in der Nähe ein, hat man keine elektronischen Seekarten mit GPS, keinen Autopiloten, kein Licht etc. mehr. Buchstäblich nichts geht mehr. Eine heikle Situation. Da man heute ja nicht mehr mit Papierkarten segelt und laufend den Kurs einzeichnet, weiss man „eigentlich“ gar nicht mehr wo man sich gerade befindet und wo man hin muss. Nach 40 Stunden Fahrt stehen wir dann um Mitternacht beim Atoll Fakarava vor dem Einfahrtspass. Wir haben kurz davor einen Segler überholt, der draussen beiliegt und bis am Morgen wartet bis es hell wird, um dann bei der richtigen Tide rein zu fahren. Wegen des starken Windes sind wir 6 Stunden zu früh am Pass, es ist Mitternacht. Da wir diesen Pass bereits einige Male gefahren sind und auch den Weg zum Ort, der nochmals eine Stunde dauert, kennen, wagen wir es im Dunkeln da reinzufahren. Denn die Tide stimmt gerade. Es ist Niedrigwasser und ruhig und mit Hilfe des GPS und dem grünen Einfahrtssignal kommen wir gut hinein. Auch bis Rotoava, dem Ort des Atolls zu fahren, geht gut. Ohne GPS und den elektronischen Karten sonst undenkbar. Denn es gibt hier keine Beleuchtung der Wegmarkierung. Es ist dunkel wie in einer Kuh. Angekommen, müssen wir uns einen Ankerplatz oder eine Boje suchen. Wir sehen kaum Ankerlichter von anderen Booten und leuchten mit der Taschenlampe das Wasser ab. Die eine Untiefe, die es hier gibt, ist in der elektronischen Seekarte angegeben und beim Näher-kommen sehen wir den Markierungsstab. Plötzlich sehen wir zwei Boote rechts und links von uns. So entschliessen wir uns hinter den beiden zu ankern, was bei den ruhigen Windverhältnissen beim ersten Versuch klappt. Morgens um 2.00 Uhr können wir beruhigt schlafen gehen. Erschöpft lassen wir uns in die Koje fallen.
Fakarava
Am folgenden Morgen strecken wir die Nase raus und o Wunder! Es liegen sicher 20 Boote in der Bucht und keine 5 Meter vor uns eine leere Boje. All das haben wir in der nicht Nacht gesehen. Aber egal, wir liegen an einem tiptopen Platz. Dafür hab ich ein Problem. Seit bald 10 Tagen plagt mich ein starker Husten. Und immer wenn ich meinte, nun ist er am abklingen, brauchte es nur einen kühleren Luftzug und schon ging es wieder los. Kurt hat sich schon bald Watte in die Ohren gesteckt. Auch hatte ich viel Kopfweh, was ich der Hitze, die ich nicht so vertrage, zuschrieb. Während der Überfahrt fingen nun auch noch meine Zähne an zu schmerzen. Insbesondere der vordere Schneidezahn, der ein Stiftzahn ist. Ich kann kaum noch beissen, es tut höllisch weh und strahlt in den ganzen Kopf aus. Ich frage per SMS unseren Zahnarztfreund Roger in Spanien an, welches der beiden Antibiotika, die ich an Bord habe, ich nehmen soll. Im Dorf erkundige ich mich nach einem Zahnarzt oder Arzt. Da es ein sehr kleiner Ort ist, ist es nicht sicher, dass da täglich ein solcher Dienst angeboten wird. Ich habe Glück, von Montag bis Freitag am Vormittag kann man zum Arzt. Der untersucht mich und stellt fest, dass mein Husten eine Angina war, die ich dank falscher Medikamente verschleppt habe. Er bestellt mir mehr Antibiotika von Tahiti, das mit dem Flieger am nächsten Tag geliefert wird . 7 Tage lang muss ich nun 3x am Tag eine Tablette nehmen. Die ersten 4 Tage noch zusätzliche Schmerzmittel, so weh tat es. Da wir ja herkamen um im Süden am Pass zu schnorcheln, hätte ich das Mundstück nicht in den Mund nehmen können. Das Wetter war ebenfalls trüb und grau und zeitweise donnerte es und entfernt erhellte sich der Himmel von den Blitzen. Also hiess es warten bis alles wieder besser wird ;-). Erst danach konnten wir Richtung Süden zum Pass fahren.
Die Tuamotus-Atolle (fast 400) sind nur flache Korallenringe, die aus dem Meer ragen. Fakarava ist eins der grössten. Es hat 2x Bodenseegrösse, ist 60 km lang und 25km breit. Die Atolle haben nur wenig Humus/Erde, so dass nur Plamen und einige wenige Baum- und Sträucherarten gedeihen. Nur einige wenige der Atolle sind besiedelt, da kein Wasser vorhanden ist. Nur mit Regenwasser kann man überleben. Auf den heute bewohnten Inseln haben die Polynesier grosse runde Wasserreser-voire neben ihren Häuschen stehen. Das Regenwasser wird von den Metalldächern darin abgeleitet. Früher waren sie manchmal darauf angewiesen, dass Segler ihnen Wasser abgaben. Gemüse und Früchte anpflanzen ist fast unmöglich. Einzelne Personen ziehen sich für den Eigengebrauch in kleinen Kübeln mit Humus ein paar Pflanzen. Alles wird per Versorgungschiff von Tahiti aus angelie-fert. Dadurch dass dieser Teil des Pazifiks zu Frankreich gehört, ist alles gut organisiert. Die Leute leben einfach, haben aber eigentlich alles. Auf wenigen Atollen hat es etwas Tourismus mit kleinen Bungalowhotels und Pensionen, so dass man auch mal wo was Feines essen gehen kann. Die Poly-nesier selber kennen das nicht. Über Mittag holen die sich ein riesiges gefülltes Baguette, möglichst ungesund gefüllt (manchmal hat es sogar Pommes im Sandwich!!) . Kein Wunder sind die meisten hier so dick.
Am 13. Juni hat der Wind endlich aufgehört so stark zu blasen. Das Wetter ist so so là là und mit meinem Zahn geht’s aufwärts. Wir motoren die ganzen 30 Seemeilen. Hie und da unterstützt durch die Fock. Nach 6 Stunden ankern wir zwischen den Korallen im schneeweissen, fast rosa Sand im Süden von Fakarava. Dieser Platz hier ist einer der Plätze auf der Welt, der zu den schönsten gehört. So stellt man sich die Südsee vor. Türkisblaue Lagune, kleine Palmeninselchen, rosa bis weisser Sand. Von diesem Ankerplatz aus fahren wir mit dem Beiboot zum Südpass zum Driftschnorcheln. Das heisst kurz nach Niedrigwasser lässt man sich mit einlaufendem Wasser am Passrand entlang langsam ins Atoll rein treiben. Was auch dieses Jahr wieder sehr eindrücklich ist. Fische in allen Farben und Varianten, tief unten Haischwärme und ein fast intaktes Korallenriff. Leider hat El Nino letzten Winter nun doch zugeschlagen und viele Korallen sind schneeweiss, haben Korallenbleiche oder sind, wie wenn es geschneit hätte, weiss überzogen. Bei El Nino erwärmt sich das Wasser zu stark und greift die Korallen an. Letzten September sah man noch viele gelbe, rosa und violette Korallen. Und nun das….. . Zu Hause hab ich noch in den Nachrichten gehört, dass es auch einen Teil des Great Barrier Reef erwischt hat.
Das Wetter hat sich verbessert und es ist nun sonnig, weniger Wind und heiss. Wir sind viel im Wasser. Am Ankerplatz kommen auch immer wieder die kleinen Schwarzspitzhaie neugierig zum Boot.
Toau
Heute segeln wir zum nächsten Atoll. Toau ist nur klein und man kann an der Nordseite aussen in einem falschen Pass an Bojen anlegen. Ein falscher Pass heisst, man kann nicht ganz ins Atoll hinein-fahren, weil zu wenig Wassertiefe. Ein Ehepaar lebt da mit einigen wenigen anderen Personen und man kann bei ihnen Fisch und Langusten kaufen. Hie und da kochen Valentin und Gaston für die Seglergemeinschaft. Sie haben auch die Bojen installiert, so dass das mühsame Ankern zwischen den Korallenstöcken entfällt. Wir waren ja letztes Jahr schon hier, so dass wir herzlich von Valentin und Gaston begrüsst werden. Bald springt Gaston in sein Holzboot und holt uns Fisch und Langusten aus der Lagune. Die Fische werden zu Filets präpariert und die Languste bereits so vorbereitet, dass ich sie an Bord nur noch in Knoblauchbutter kurz wenden muss. Wir verbringen die nächsten Tage hier. An Land trifft man die Segler der anderen Boote und sitzt an Valentins grossem Tisch zusammen und tauscht sich aus oder man schnorchelt direkt unter dem Boot. Hier kann man die Muränen nur so zählen. Sie schauen jeweils mit ihren offenen Mündern unter den Korallenblöcken hervor. Nebst bunten Fischen sieht man grosse Napoleonfische vorbeischwimmen. Sie sind aber sehr scheu und hauen subito ab, wenn man in ihre Nähe kommt. Leider sind um diese Jahreszeit die Mantas nicht da, die kommen nur wenn sie hier Nahrung finden, was nur bei Südwind der Fall ist. So fahren wir mit Gaston nicht ins Innere der Lagune, um diesmal auch da zu schnorcheln. Am letzten Tag kocht Valentin für uns und ein anderes Seglerpaar. Der Tisch ist sehr schön gedeckt und geschmückt und für Fr. 30.- p.P. gibt es ein wunderbares Fischbuffet. Zuerst Fociacca mit geräucherten Fischstücken und Oliven, dann frittierte Fischstücke, die sie vorher in Kokosflocken gewendet hat und den traditionellen Poisson cru (rohen Tunfischsalat). Danach gegrillten Lobster und Fisch aus dem Ofen. Dazu Reis. Alles ganz superfein!! Hinterher, obwohl man eigentlich gar nicht mehr weiss wohin damit, noch einen Kokoskuchen mit Caramelüberzug. Wir platzen ;-) und sind nun gut gerüstet für unsere 2-tägige Überfahrt die noch vor uns liegt. Überschwänglich werden wir verabschiedet und damit wir nicht verhungern nehmen wir noch frische Fischfilets mit.